Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich mir selbst ein Weihnachtsgeschenk gemacht. Einen 3D-Drucker. Zur Feier dieses Tages wollte ich das letzte Jahr mal Revue passieren lassen.
Vorgeschichte
Seit vielen Jahren schon fand ich das Thema 3D Drucker total interessant. Immer wieder haderte ich mit dem Gedanken mir einen Drucker anzuschaffen. Oft spielten dann aber doch die Faktoren Zeit, Geld und Aufwand dazwischen.
Letztes Jahr entschied ich mich dann doch, ich kaufe mir jetzt einen 3D Drucker. In der Pandemie gab es dann doch irgendwie den letzten Tropfen der mir zeigte, Ja, gerade in einem Lockdown wäre es immer wieder praktisch kleinere Spielsachen für die Kleinen zu drucken. Was ich wollte war ein Drucker der günstig ist und nicht zuviel Platz wegnimmt. Zudem sollte er einfach funktionieren. Ich wollte Drucken nicht basteln.
Drucker
Also schaute ich mich um und fand einen Drucker der passend aussah: Den Monoprice Select Mini V2 (Pro). Klein, fertig aufgebaut und angeblich robust und leicht zu bedienen. Ich bestellte ihn, er kam auch recht zügig und nachdem auch die Filamente ankamen, was über die Weihnachtstage gefühlt viel zu lange dauerte, ging es los mit dem Drucken. Und schon bald zeigten sich die Probleme. Der Select Mini, zumindest den den ich bekommen hatte, war einfach nicht gut. Das angeblich automatische Bed Leveling funktioniert nicht. Die Düse verstopfte konstant, er war laut und auch die Bed Adhesion war furchtbar. Ich hatte teilweise dicke Schichten aus Klebestift die sich auch in den Drucken abzeichneten. Es war schrecklich. Nach einem Monat war dann auch noch der Höhensensor kaputt. Am liebsten hätte ich die Sache aus dem Fenster geworfen. Versuche ein Glasbett zu installieren brachten nicht viel. Ein manuelles ausrichten des Bettes war ein reines geduldsspiel und nicht durch Erfolg belohnt. Schrecklich. Der Support war nicht vorhanden. Auf die Anfrage einer Rückgabe habe ich bis jetzt keine Antwort. Auch allein passende Micro SD Karten zu finden die dieses Ding akzeptierte war ein Jagd nach der Nadel im Heuhaufen! Und man will halt vielleicht mal mehr als nur die eine Originalkarte haben falls die in den Schlitz fällt und weg ist. Oder eben mehrere Designs vorhalten, was auf der mitgelieferten Karte einfach nicht lange möglich ist, weil zu wenig Speicherplatz.
Wer billig kauft, kauft zweimal. Also kaufte ich mir nun den Drucker den ich eigentlich gerne kaufen wollte, aber die Lieferzeit und der doch höhere Preis schreckten mich erst ab. Zudem ist er eben auch größer und passte nichtmehr in die alte Lücke in die der Select Mini doch gut passte. Durch die aber dann doch ab und zu positiven Erfahrungen mit den zwischendurch erfolgreichen Drucken auf dem Monoprice, war ich mir sicher, es lohnt sich, Drucken macht Spaß. Also kaufte ich mir den Prusa Mini+. Die Firma Prusa und Josef Prusa hatte ich schon länger verfolgt und das Mini Modell fand ich super, weil es eben doch günstig ist und gut auf den Schreibtisch passt. Zudem ist der Ruf des Supports und der Qualität eben doch ziemlich gut. Und gerade was Support angeht, den gab es beim Monoprice eben einfach gar nicht. Auch Ersatzteile gab es hier so gut wie nicht. Der Bettsensor war einfach vergriffen und nicht zu bekommen.
Nach etwas mehr wie einem Monat kam der Drucker dann bei mir an. Und es war einfach toll. Der Drucker funktioniert einfach. Das Satin Sheet ist der Wahnsinn. Ich mache mir wegen Bed Adhesion gar keine Sorgen mehr. Es haftet einfach. Die meisten Drucke starte ich und bleibe nicht mal bis sich das Gerät bewegt stehen. So zuverlässig ist es. Zudem ist er viel leiser als der MSP. Ich habe ihn regelmässig keinen Meter von mir entfernt drucken wenn ich in Telkos sitze. Mit dem alten wäre dies nicht möglich gewesen.
Einziges Manko ist das Hotend, vielleicht lag es an mir, aber ich kam damit nicht zurecht. Also hab ich es durch ein V6 Hotend ersetzt. Halterung gab es zum ausdrucken, daher im großen und ganzen problemloses Upgrade. Mit einer festen Platte (ich hatte zufällig eine passende Metallplatte von meinem Monitor rumliegen) und den Anti-Vibrationsfüssen, wurde er noch leiser. Also der Drucker bekommt eine Absolute Empfehlung von mir. Manche finden vielleicht das Druckbett zu klein, jedoch hatte ich bisher nur wenige Modelle die ich nicht drucken konnte. die 18x18x18cm reichen meist gut aus. Zur Not kann man viele Modelle dann ja auch noch aufteilen. Aber ich möchte einfach keinen XL Drucker im Arbeitszimmer stehen haben. Der nimmt zu viel Platz weg, und brauchen tut man ihn dann doch nicht.
Aber wenn man einfach nur einen Benchyvergleich der beiden Drucker macht, sieht man einfach den Unterschied. Der Prusa Mini+ liefert ab.
Modelle
Eine Sorge die ich vor dem Start mit dem 3D Druck hatte, war, dass ich es einfach nicht hinkriege selber Modelle zu entwerfen. Sei es wegen fehlender Software oder zu steilen Lernkurven. Ich konnte mich hier zum Glück schnell eines besseren Belehren. Das erste eigene Modell baute ich mir mit OpenSCAD. Und das ging überraschend einfach. Es ist ein nicht-veröffentlichtes Design, aber am Ende doch ziemlich komplex. Mit Scharnier und Verschluss und allem. Nach ein paar Modellen stieg ich dann doch auf Fusion360 um und hab hier doch richtig Spaß bei der Sache. Anfangs suchte ihr mir die Modelle hauptsächlich, wie die meisten, bei Thingiverse. Jedoch stieg ich dann auch mit dem Prusa auf Prusaprinters um. Die Seite ist einfach schöner aufgebaut und vielleicht bin ich inzwischen einfach ein Prusa Fanboy geworden. Ich verweise hier mal auf mein Profil bei Prusaprinters. Natürlich benutze ich auch den PrusaSlicer und bin hier auch echt begeistert, insbesondere von den gut erstellten Supports die sich einfach lösen lassen.
Filament
Was ich mir am Anfang auch nicht richtig vorstellen konnte ist, wie lange Filamentrollen reichen. Wenn man sich anfangs anschaut, wieviel Gramm in ein Modell rein sollten, denkt man sich gerne, ich brauch viel mehr Filament.
Und ja, ich habe natürlich viele verschiedene Rollen Filament.
Hauptsächlich PLA, ein bisschen PETG und eine Rolle PVB, Nonoilen, TPU und Holzfilament. Und einen ganzen Haufen Samples. Das befriedigt die Sammelleidenschaft. Am meisten gedruckt habe ich bisher in Das Filament Tonweiß (~1,5 Rollen), perfekt für alles was so im Haushalt anfällt und dezent montiert wird. Auch als Basis für anzumalende Objekte nicht schlecht. Auch das Das Filament Blue Pearl (~2,5 Rollen) verwende ich viel, hier vor Allem für alles rund um mein Homeoffice. Hier wenn möglich, kombiniert mit dem Satin Gold von 3DJake. Von einem weiteren Filament habe ich bisher die Rolle geleert, Fillamentum Red Ruby, und auch hier direkt nachgekauft. Es ist ein schönes kräftiges Rot, gerne auch im Haushalt verwendet für Dinge die dann nicht so dezent sein müssen.
DasFilament bietet zudem auch Rollen für das MasterSpool System an. Eine auf dem Mini druckbare findet ihr hier.
Die andere Seite der Medallie
Hier noch ein paar negative Dinge. Nicht alle Filamente sind gleich. Ich habe z.B. eine Kugelbahn für Duplo gedruckt, um das schön zu halten in verschiedensten Farben und Filamenten. Leider passen sie dann eben doch nicht so gut zusammen, weil jedes Filament dann eben doch seine eigenen Eigenschaften hat. Das fällt nicht auf, wenn man homogene Dinge erstellt, aber wenn man mischt, wird es eben spürbar. Auch entsteht eben doch einiges an Müll. Ich habe ca. 3kg PLA Müll. Den ich sammel und in Platten zusammenschmelze in der Hoffnung irgendwann gibt es Recycling. Aber auch wenn Recycling theoretisch möglich ist, gibt es praktisch keine Möglichkeit PLA einfach zu recyclen. Jedoch, ist es eben kein Kunststoff aus Erdöl, Darum in meinen Augen nur halb so wild. Schöner wäre es natürlich, aber auch die meisten Filament Extruderlösungen die ich bisher angeschaut habe, würden mich „echtem“ Recycling nicht so richtig zurecht kommen. Mit PETG bin ich noch nicht richtig warm geworden, auch wenn viele darauf schwören. Es wird bei mir einfach nicht so richtig schön. Das Recyling Thema wäre hier theoretisch einfacher, da der gelbe Sack PET(G) verarbeiten können sollte. Ob die Anlagen jedoch farbiges PETG als solches erkennen ist auch hier offen. Und dann wird es doch meist nur verbrannt.
Womit ich dann doch etwas Probleme habe sind die flexiblen Filamente. Das Filament TPU v2 funktioniert, und im getrockneten Zustand sieht es auch gut aus, aber alles unter Shore A98 wird sehr schnell zum Glücksspiel und geht gerne mal schief. Der Bowden Extruder hat hier eben doch ab und zu Probleme genug Druck am Hotend zu erzeugen.
Und natürlich ist auch der alte Spruch „Hast einen Hammer, sieht alles aus wie ein Nagel“ aktueller den je. Da gehen schon mal gerne ein paar Euro Filament, Stunden an Designzeit drauf für ein Teil was rein aus der Buchhaltungssicht besser bestellt werden sollte. Aber so ist es eben das eigene und das was man haben möchte. Die meisten Hobbies rechnen sich halt am Ende des Tages nicht. Was auch nicht schlimm ist. Ich sehe das immernoch als Hobby (Auch weil ich bisher natürlich noch nicht einen Cent damit verdient habe)
Fazit
Das 3D Druck praktisch ist und interessant, war mir vorher schon klar. Dass es soviel Spaß macht und auch das Designen so leicht von der Hand gehen kann überraschte mich. Es gibt immer mehr Dinge die auf die Todo Liste kommen, nur leider fehlt dann doch die Zeit sie umzusetzen, wie immer halt. Aber es ist ein richtig gutes Werkzeug. Vor Allem, weil der „Fertigungsprozess“ dann eben doch nebenher läuft. Die Zeichnung, den Plan, muss man sowieso machen. Den Rest macht dann der Drucker. Ich fand es auch schön, dass sobald ich den Drucker hatte, sowohl mein Bruder als auch meine Schwägerin sich Dinge überlegten, entworfen und mir zum drucken geschickt haben. Und das alles erfolgreich. Auch meine Freundin hat immer öfter die Frage, könntest du das nicht mal drucken. Die Kinder finden das natürlich auch interessant, auch wenn sie noch nicht soweit sind, selber Dinge zu entwerfen oder sich konkretes zu wünschen.
Prusa wird mir immer sympathischer und würde ich jedem empfehlen der den Einstieg in den 3D Druck wagen möchte. Es ist einfach schön eine Maschine aufzustellen und zu starten und es funktioniert. Kein unendlichen Upgrades, keine Tipps und Tricks, einfach drucken. (Und es gibt viele die mit dem Standard Hotend wunderbar zurecht kommen. Es kann hier auch an mir gelegen haben, möchte ich nicht ausschließen)
Man sollte sich vorher einfach überlegen was man machen möchte. Ist es ein Hobby zum basteln und werkeln im Hobbykeller? Dann wird es wahrscheinlich ein Ender3 auch tun und da gibt es vieles was man werkeln kann, soviel ich gesehen habe. Am Ende ist das wahrscheinlich aber auch nicht billiger als wenn man direkt einen Prusa kauft. Oder möchte man ab und zu etwas schönes drucken, dann ist der Prusa sicher vollkommen ausreichen.